Erpressung im digitalen Zeitalter
Neben den klassischen Viren kursiert heute eine Vielzahl weiterer cyberkrimineller Bedrohungen mit oft übel klingenden Namen im Netz: Trojaner, Würmer, Spyware, Rootkits und noch etliche andere (siehe Glossar). Die gute Nachricht: Virenscanner erkennen auch viele dieser Gefahren. Allerdings bei weitem nicht alle (übrigens auch nicht 100 Prozent aller Viren).
Herkömmliche Betriebssysteme haben deshalb Firewalls integriert. Das sind Programme, die den ein- und ausgehenden Datenverkehr eines Computers auf Verdächtiges überprüfen. Wie bei den Virenscannern gilt auch für Firewalls, dass die Bordmittel der Betriebssysteme in der Regel völlig ausreichend sind.
Immer öfter stößt man außerdem auf den Begriff Ransomware. Dabei handelt es sich um fiese Software, die einzelne Dateien eines Computers verschlüsselt oder sogar den Zugang zum Rechner selbst verhindert. Erst gegen Bezahlung von Lösegeld (meist in Kryptowährung) wird der Zugang wieder entschlüsselt. Das uralte „Geschäftsmodell“ dahinter ist ganz banale Erpressung, und man sollte sich gut überlegen, ob man zahlen will. Denn natürlich gibt es keine Garantie, dass die Kriminellen nach Erhalt des Lösegeldes den Computer auch wirklich wieder freigeben. Empfehlenswerter ist es, im Fall einer Infektion mit Ransomware die Festplatte komplett zu formatieren und das System neu zu installieren. Dies setzt freilich voraus, dass man regelmäßig Sicherheitskopien seiner Daten anlegt.
Die Einfallstore kennen
Doch wie gelangt Schadsoftware überhaupt auf den Rechner? Ein altes Informatiker-Sprichwort besagt, dass sich 95 Prozent aller Computerprobleme zwischen Tastatur und Stuhl befinden – also der Mensch veran wortlich ist. Das ist wenig schmeichelhaft, doch leider steckt ein Funken Wahrheit darin. Denn oft ist Fahrlässigkeit die Ursache für Ungemach im Web. Das lässt sich anhand des Themas Phishing besonders deutlich belegen. Darunter versteht man die Versuche Krimineller, durch Täuschung Daten aus ihren ahnungslosen Opfern herauszulocken oder diese zum Anklicken von Links zu bewegen, hinter denen sich gefährliche Schadsoftware verbirgt. Bereits ein Klassiker sind die Anwaltsbriefe, bei denen der Rechtsvertreter eines unlängst verstorbenen Millionärs dessen Nachlass mit dem Adressaten des E-Mails teilen möchte. Aus dubiosen Gründen benötigt er aber von diesem zunächst ein Vorabzahlung.
Der gesunde Menschenverstand sollte hier Alarm schlagen. Denn niemand verschenkt Millionen an Unbekannte. Auch suchen nigerianische oder saudische Prinzen sicher nicht via E-Mail nach einer Braut, mit der sie ihr Vermögen teilen können. Leider ist Phishing nicht immer so eindeutig erkennbar. Oft nutzen Kriminelle täuschend echt aussehende Webseiten, um ihre Opfer in die Irre zu führen. Nicht selten holt man sich Malware über gefälschte Onlineshops („Fake-Shops“) auf den Rechner. Gefälschte Bank-Webseiten sind häufig der Ort, an dem man seine Kontodaten unwissentlich Verbrechern anvertraut.